Marc Haddons 2003 erschienener Roman „Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone“ wurde ein internationaler Bestseller. Der renommierte Gegenwartsdramatiker Simon Stephens hat die berührende Geschichte eines jungen Asperger-Autisten emotional packend für die Bühne bearbeitet. Das Jugendstück (ab 12 Jahren) feierte am 23. Mai 2016 im Schauspielhaus Salzburg Premiere.
Von Elisabeth Pichler
Christopher Boone kennt alle Primzahlen bis 7507, liebt Maschinen und Computer und möchte einmal Astronaut werden. Mit Menschen, vor allem aber mit Berührungen, hat er jedoch ein großes Problem, denn er ist Autist und leidet unter dem Asperger-Syndrom. Als er Wellington, den Hund der Nachbarin, mit einer Mistgabel erstochen im Garten findet, begibt er sich auf Spurensuche, da sich die Polizei seiner Meinung nach nicht genug Mühe gibt, den „Mörder“ zu finden.
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Sein Vater ist von dem „albernen Detektivspiel“ nicht begeistert, doch Christopher lässt sich nicht beirren. Bei seinen Nachforschungen trifft er auf Menschen, die zwar in derselben Straße wie er wohnen, mit denen er aber noch nie ein Wort gewechselt hat. Er erfährt nicht nur, wer den Hund ermordet hat, sondern entdeckt auch, dass ihn sein Vater jahrelang belogen hat. Was haben die an ihn adressierten Briefe seiner angeblich

verstorbenen Mutter zu bedeuten? Diese Lüge seines Vaters verwirrt ihn völlig und so bricht er nach London auf, um seine Mutter zu suchen. Am Bahnhof tauchen jedoch die ersten Probleme auf. Der Lärm setzt ihm zu und die vielen Menschen verunsichern ihn total. Ohne mit diesen Fremden Kontakt aufzunehmen, wird er wohl nie zu einem Fahrschein kommen.

In der Rolle des jungen Christopher gelingt es Paul Hofmann-Wellenhof, die ständigen Angstzustände eines Autisten sicht- und spürbar zu machen. Er nimmt die Zuseher mit in diese „sonderbare Welt“, in der fünf rote Auto hintereinander einen superguten Tag verheißen, jede Berührung aber zur Bedrohung wird. Rührend die Begegnung mit seiner Mutter, die ihn spontan umarmt, ohne an die Folgen zu denken. Man bringt Verständnis auf für den leicht genervten Vater (Nenad Subat), der alles daran setzt, seinem Sohn Kummer zu ersparen, und doch ständig scheitert, und für die Mutter (Magdalena Oettl), die sich der Herausforderung einfach nicht gewachsen fühlte und vor der Verantwortung floh. Vier weißgekleidete Spielemacher (Moritz Grabbe, Jonas Breitstadt, Janna Ambrosy, Ute Hamm) unterstützen Christopher bei seinen langen Monologen und werden mit passenden Accessoires zu Nebenfiguren, vom Polizisten bis zur schwerhörigen Nachbarin. Verschiebbare, offene Tetris-Steine (Bühne: Fabian Lüdicke) bieten ihnen genügend Platz zum Verstecken und Untertauchen.

Dass Christopher Unordnung und Überraschungen hasst, kommt in Petra Schönwalds temporeicher, exakt choreographierter Inszenierung klar zum Ausdruck. Die schnelle Szenenfolge ließ beim jugendlichen Premierenpublikum keine Langeweile aufkommen. Hochkonzentriert verfolgte es zwei Stunden lang ein Stück, das Aufschluss darüber gibt, was im Kopf eines anders strukturierten Menschen vor sich geht. Auch für Erwachsene durchaus empfehlenswert.
„Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone“ von Simon Stephens & Marc Haddon. Regie: Petra Schönwald. Bühne: Fabian Lüdicke. Kostüme: Agnes Hamvas. Mit: Paul Hofmann-Wellenhof, Nenad Subat, Magdalena Oettl, Moritz Grabbe, Jonas Breitstadt, Janna Ambrosy, Ute Hamm. Fotos: Gregor Hofstätter
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