Wie im Himmel

Wie im Himmel

Alles beginnt mit dem Zuhören

Das schwedische Musikfilm-Drama aus dem Jahre 2004 von Kay Pollak wurde 2005 als „Bester nicht englischsprachiger Film“ für den Oscar nominiert und von Publikum und Kritikern gleichermaßen gefeiert. Eine Bühnenadaption als „Schauspiel mit Musik“ feierte am 3. November 2022 in der Regie von Robert Pienz im Schauspielhaus Salzburg Premiere. Nach drei Stunden gab es kräftigen Applaus für großes, gefühlvolles musikalisches Erzähltheater und den Kammerchor KlangsCala des Musikum Salzburg.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Als der international erfolgreiche schwedische Dirigent Daniel Daréus erfährt, dass er für die nächsten acht Jahre völlig ausgebucht ist, treibt ihn ein Burnout in Kombination mit einer Herzschwäche in die Einsamkeit. Er kehrt zurück an den Ort seiner Kindheit, das abgeschiedene nordschwedische Dorf Ljusåkerm. Dort kauft er die ehemalige Dorfschule und träumt von einer Musik, die die Herzen der Menschen öffnet und verbindet. Nur widerwillig besucht er eine Probe des Kirchenchores, stellt dann jedoch fest: „Da ist vieles schön!“ Daniel lässt sich auf das Wagnis ein, diesen Chor unter seine Fittiche zu nehmen und für das kommende Frühlingskonzert fit zu machen. Schließlich übernimmt er sogar die Stelle eines Kantors und seine Begeisterung ist so ansteckend, dass immer mehr Leute in den Chor drängen. Konflikte sind da leider nicht zu vermeiden. Der Pastor ist von Daniels Methoden absolut nicht begeistert und so ist dieser seinen Job als Kantor bald wieder los. Die Chormitglieder lassen ihn aber nicht so einfach gehen, wurden sie doch zum Gesangswettbewerb „Let the Peoples Sing“ nach Salzburg eingeladen. Diese Reise will sich niemand entgehen lassen.

Wolfgang Kandler überzeugt als verklemmter Künstler, dem die Musik über alles geht, der aber Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen, im Besonderen mit Frauen, hat. So dauert es auch relativ lange, bis er merkt, warum die stets muntere Lena (Johanna Egger) so freundlich zu ihm ist und ihm sogar das Radfahren beibringt. Daniels unkonventionelle Übungsmethoden gefallen aber nicht allen. Der brutale Conny (erschreckend realistisch Hussam Nimr) verbietet seiner Frau Gabriella (Petra Staduan) sogar die Teilnahme am Chor. Der bigotte Pastor (Antony Connor) hat mit dem neu erwachten Selbstbewusstsein seiner Frau Inger (Susanne Wende) zu kämpfen. Die frustrierte ehemalige Chorleiterin Siv (Christiane Warnecke) plagt die Eifersucht und so versucht sie ständig, Daniel schlechtzumachen. Nach einem sehr emotionalen Wutausbruch von „Fettsack“ Holmfrid (Marcus Marotte) kommt es zu einem Outing von Erik (Olaf Salzer). Unter den lautstarken Auseinandersetzung hat besonders der geistig etwas zurückgebliebene Tore zu leiden. In dieser Rolle beeindruckt Jonathan Zeilner, Sohn des Landes-Chorleiters Helmut Zeilner. Theo Helm als umtriebiger Arne und Daniela Enzi als gutmütige, wenn auch etwas schwerhörige Olga ergänzen das hauseigene Ensemble, das sich durchwegs als sehr stimmstark erweist.

Ragna Heiny hat ein äußerst großzügiges Bühnenbild kreiert, in dem aber immer wieder Platz für intime Szenen geschaffen werden kann. Ein ganz besonderes Klangerlebnis begleitet zum Finale den Dirigenten ins Jenseits. Robert Pienz und Chorleiter Helmut Zeilner haben es geschafft, den Chor KlangsCala und das Ensemble des Schauspielhauses als absolut homogene Truppe zu präsentieren, die dem Publikum ein intensives Chor-Musik-Theater-Erlebnis beschert.

„Wie im Himmel“ von Kay Pollak. Regie: Robert Pienz. Chorleitung: Helmut Zeilner. Ausstattung: Ragna Heiny. Sounddesign: David Lipp. Licht: Marcel Busá. Mit: Johanna Egger. Petra Staduan, Susanne Wende, Christiane Warnecke, Daniela Enzi, Wolfgang Kandler, Antony Connor, Theo Helm, Olaf Salzer, Marcus Marotte, Hussam Nimr, Jonathan Zeilner. Fotonachweis: Schauspielhaus/ Jan Friese

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