Die Nacht der Nächte

Theaterverein Henndorf

Holen wir uns den Oscar!

Der Theaterverein Henndorf lädt heuer zu einer Oscar-Nacht in die Wallerseehalle. Die großartige Schauspielerin Gayle Davenport ist bereits zum vierten Mal für einen Oscar nominiert, diesmal für ihre Leistung in dem preisgekrönten Film „Wüstensturm“. Ich durfte die Generalprobe am 8. November 2023 besuchen und werde natürlich nicht verraten, ob sich Gayles sehnlichster Wunsch erfüllt. Pleiten, Pech und Pannen aber kann ich garantieren. Viel Vergnügen!

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Das Hotel, in dem Gayle Davenport logiert, wurde erst vor kurzem renoviert und die VIP-Suite erstrahlt daher in neuem Glanz. Die Wände schmücken die Bilder von Oscar-Preisträger*innen der vergangenen Jahre. Susan Banks, Schwester und Managerin der Diva, hat sich schon in Schale geworfen.

Die persönliche Schneiderin und Stylistin Jill McKenzie hofft, dass die glitzernde Robe dem Star endlich passen wird, denn Zeit für weitere Änderungen bleibt keine mehr. Leider melden die Zeitungen, dass die Chancen auf einen Oscar für Gayle Davenport schlecht stehen. Eine vierte Niederlage könnte die Diva aber sicherlich nur schwer verkraften. Sie hat zwar auch mit ihren vier Ehemännern bisher wenig Glück gehabt, aber das ist wohl ein kleineres Problem.

Als Gayle endlich aus dem Beauty Center zurückkehrt, ist Stress angesagt, denn um 15 Uhr wartet die Limousine. Der Umgangston des exaltierten Stars ist nicht gerade fein, schroff kommandiert sie Schwester und Freundin herum und die beiden springen. Als die Geschwister endlich fort sind, macht es sich Jill auf der Couch bequem, sie muss ja auf das kleine Hündchen aufpassen.

Um 20 Uhr sind Gayle und Susan aber schon wieder da. Gayle behauptet, dass ihr Kleid zwickt. Sie hat Kopfweh, das ewige Warten satt und braucht nun eine kurze Pause. Bis sie drankommt, sei ja noch genug Zeit. Ein ausgefranstes Handtuch lässt sie ausrasten und nach dem Stubenmädchen schreien. Als dieses mit den neuen Handtüchern erscheint, kommt es zu einem kurzen Stromausfall und der hat schwerwiegende Folgen, denn nun spinnt die Computeranlage und die Tür lässt sich nicht mehr öffnen.

Was machen vier Frauen in so einer Situation? Sie genehmigen sich ein Gläschen Sekt. Das kann zwar das Problem nicht lösen, doch in Kombination mit der Extremsituation löst es die Zungen. Lange unterdrückter Frust und Neid werden spürbar und endlich wird ausgesprochen, was schon lange brodelt. Das mexikanische Stubenmädchen jedoch hat das alles noch vor sich. Sie will Schauspielerin werden und ist zuversichtlich, dass sie ihren Akzent in den Griff bekommen wird. Der Abend endet versöhnlich mit einem Toast auf die Zukunft der vier Damen.

Dass sich männliche Schauspieler bei Laientheatergruppen oft rarmachen, ist eine traurige Tatsache. Der im Vorjahr aufgeführte „Treppenlift“ hat dank Corona fast drei Jahre Probezeit in Anspruch genommen und so brauchen die Herren nun dringend eine kleine Pause. Die Autorin Alexandra Kiening kennt diese Problematik und schrieb daher eine Komödie für weibliche Besetzung. So gibt es diesmal Frauen-Power pur. Nur der verlässliche Raphael Klausz lässt es sich nicht nehmen, als Page ständig „Blumen für Miss Davenport“ abzugeben.

Waltraud Gregor glänzt als exaltierte Diva, die nur zu ihrem Hündchen nett ist. Als ihre jüngere Schwester muss sich Julia Marinello so einiges gefallen lassen. Auch Waltraud Wukounig als ihre Stylistin erträgt die Starallüren, obwohl sie innerlich rotiert. Die Vierte des eingeschlossenen Quartetts ist die großartige Tamara Ruech als mexikanisches Stubenmädchen Anita Gonzales, die mit hinreißendem Akzent brilliert. Angelika Wagner hat an diesem Abend als Hotelmanagerin jede Menge Probleme, befindet sich doch auch eine hochschwangere Frau hinter den verschlossenen Türen.

Ein Sonderapplaus geht an Evelyn Laabmayr, die für Requisiten und Kostüme verantwortlich zeichnet, denn die mit viel Liebe zum Detail ausgestattete VIP-Suite mit Blick auf das Hollywood-Wahrzeichen ist wirklich sehenswert (Bühne: Stefan Mösenbichler & Team). Freuen Sie sich auf einen von Raphael Steiner temporeich in Szene gesetzten, überaus amüsanten und glamourösen Theaterabend, der voller Überraschungen steckt.

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