Ellen Sandberg: Keine Reue

Ellen Sandberg | Foto: Penguin Random House Verlagsgruppe © Frank Bauer

Ellen Sandberg | Foto: Penguin Random House Verlagsgruppe © Frank Bauer

Ellen Sandberg: Keine Reue

Autorin: Ellen Sandberg
Titel: Keine Reue – Roman
ISBN: 978-3-328-60313-9
Verlag: Penguin Verlag
Erschienen: 01.11.2023

Klappentext:

Eigentlich könnte man Barbara Maienfeld beneiden. Sie lebt in einer schönen Stuttgarter Altbauwohnung, mit dem Mann, den sie seit Studententagen liebt. Niemand ahnt, dass ein Verrat ihrem Glück zugrunde liegt.

Doch nun stehen die Maienfelds kurz davor, alles zu verlieren. Und der einzige Weg, der sie retten kann, stößt die Tür zu ihrer Vergangenheit auf – mit der sie längst abgeschlossen hatten. Damals, Ende der 80er Jahre, wohnten die Maienfelds mit ihren Kindern zurückgezogen in der Eifel. Scheinbar genossen sie dort die ländliche Idylle – doch tatsächlich versteckten sie sich vor dem Verfassungsschutz. Bis zu einem verhängnisvollen Tag.

Jetzt – Jahrzehnte später – erkennt Barbara, dass das Vergangene nie wirklich vorbei ist. Und schon bald balancieren die Maienfelds zum zweiten Mal in ihrem Leben am Rande eines Abgrunds …

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Für die luxusverwöhnte Barbara Maienfeld hat sich der Himmel verfinstert. Sie und ihr Mann wissen nicht mehr, wie sie die Raten ihrer teuren Eigentumswohnung bezahlen sollen. Hilfe erwartet sie von ihren Kindern, denen sie alles andere, als eine gute Mutter war – und erwartungsgemäß fällt deren Reaktion aus.

Als Anwältin von Straftätern aus der linken Ecke, verdient sie kaum Geld und auch das Einkommen ihres Mannes Gernot ist eingebrochen. Also besinnen sich beide ihrer Freunde aus der wilden Zeit der 70er und 80er Jahre. Diese haben genug Geld angehäuft, wenn auch nicht legal verdient. Die Bitte an die Freunde im Untergrund wird völlig falsch verstanden und die Situation läuft entsprechend aus dem Ruder.

Aber auch der älteste Sohn der Maienfeld´s Ben, muss sich seiner Vergangenheit stellen, als er einer Frau zu Hilfe eilt, die Opfer eines Femizids wird. Er wird vom Täter schwer verletzt, soll als Zeuge aussagen, kann sich aber nicht mehr an die Tat erinnern.

Da ihn diese Amnesie nicht zu ersten Mal ereilt, muss er sich auf die Suche nach dem Grund einer Gedächtnislücken machen, bei der organischen Ursache ausgeschlossen worden sind. Die Suche führt ihn zurück an die Eifel, an den Platz seiner Kindheit. Ihm zur Seite steht dabei die suspendierte Kriminalbeamtin Charlie, die ihn beschützt und ermuntert, sich seinen Schatten aus der Vergangenheit zu stellen.

Ein großartiger Familienroman, der durchaus auch als Thriller bezeichnet werden könnte. Die Handlung ist fiktiv, fußt aber auf den wahren Hintergründen des RAF Terrorismus. Der gut recherchierte Roman lässt tief in die Denkweisen einer ursprünglich, linken  Friedensbewegung blicken, deren harter Kern sich mehr und mehr radikalisiert hat und letztlich auch vor Waffengewalt nicht mehr zurück geschreckt ist.

Es ist eine Geschichte, die von Intrigen, Lügen und gegenseitigem Misstrauen berichtet, die auch vor den eigenen Kindern nicht Halt macht. Die beiden Hauptprotagonisten leben in einer Spirale von Egoismus, falschem Rechtsempfinden und vor allem fehlender Reue. Während sie den Kapitalismus verdammen, schwelgen sie in Reichtum, sie predigen Wasser und trinken Merlot. Damit der Merlot auch weiter fließt, ist ihnen jeder Weg  recht, auch wenn er über Leichen führt.

Auch wenn sich die Schlinge um den Hals der Maienfeld´s immer enger zieht, überlässt es die Autorin letztlich der Phantasie des Lesers, ob sie sich endgültig zuzieht?

Die Handlung ist gut nachvollziehbar und  sehr spannend aufbereitet, der Text ist flüssig geschrieben und gut lesbar – ein absolut gelungenes Lesevergnügen.


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