„Verfassung der Strände“ – die Sintflut ist nicht mehr aufzuhalten

Strände

Das OFF Theater feierte am 12. April 2024 eine bemerkenswerte österreichische Erstaufführung, für die der österreichische Theatermacher Stephan Lack (Jahrgang 1981) einen ganz speziellen Text für Salzburg verfasst hat. Das Heimat-Hörspiel „Seen sehen“ ergänzt nun das beim Stückemarkt Heidelberg 2012 uraufgeführte Stück um eine sechste Szene.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Der abwechslungsreiche Abend wurde von fünf Regisseur*innen in Szene gesetzt und bietet Multimedia Art, Performance, Kunstfilm, absurdes Schauspiel, ein Heimat-Hörspiel sowie einen Monolog. Der bei der Premiere anwesende Autor wurde stürmisch gefeiert, obwohl der Weltuntergang ganz nahe schien.

Michael (die Stimme von Alex Linse) wird uns durch diesen Abend führen. Er rät uns, vielleicht vorsichtshalber Schwimmwesten anzulegen, denn der Abend könnte nass werden. Zu Beginn zeigt uns der Film „Deep Black Sea“ (Idee und Umsetzung: Felix Ludwig), wie die Bohrinsel Deepwater Horizon in Brand gerät. 800 Millionen Liter Öl strömten 2010 ins Meer und führten zu einer schweren Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko. Stephan Lacks Text ist genauso aufgewühlt und  aufwühlend wie das verunreinigte Wasser.

Kein Wunder, dass sich in der anschließenden Performance „2012“ (Idee und Regie: Alex Linse) drei als Clowns geschminkte Verantwortliche (Tom Pfertner, Diana Paul und Jakob Kücher) für eine „technische Störung“ entschuldigen und Besserung geloben. Dann geht es mit dem Kunstfilm „Loveboat“ (Idee und Umsetzung: Nicole Baier) direkt aufs „Traumschiff“, das 1981 erstmals in See stach und noch immer Traumziele und Sehnsuchtsorte weltweit ansteuert. Doch dieses Mal wird das Schiff von Piraten gekapert, zum Glück agieren diese aber nicht wirklich professionell.

Nach der Pause werden wir mit dem absurden Schauspiel „Baywatch“ (Idee und Regie: Jonas Meyer-Wegener) verwöhnt. Jakob Kücher, Anja Clementi und Diana Paul sitzen zwar an einem Strand, doch ist nicht wirklich klar, ob es sich hier um ein Urlaubsgebiet oder ein Krisengebiet handelt, denn Notärzte warten am Strand auf angeschwemmte Touristen.

Dann dürfen wir die Augen für das Heimat-Hörspiel „Seen sehen“ (Idee und Umsetzung: Alex Linse) schließen und einen „See- oder Zehtest“ machen. Die Stimmen des Ensembles versichern uns wiederholt: „Wir sorgen uns um die Seen. Wir halten die Seen sauber, so profitieren doch alle.“ Bei dem finalen Monolog „Waterworld“ (Idee und Regie: Jenny Szabo) kämpft ein Soldat in Gummistiefeln (Tom Pfertner) gegen einen übermächtigen Feind: das Wasser. Völlig demoralisiert muss er feststellen: „Das Wasser hat uns kampflos zum Rückzug gezwungen.“

Nach fast drei Stunden wissen wir, was uns erwartet, wenn wir so weitermachen wie bisher. Unser ungehemmter Lifestyle hat der Erde ganz schön zugesetzt und sie an den Rand des Bewohnbaren gebracht. Stephan Lacks Textflächen wogen wie die aufgebrachten, vermüllten Wellen der Weltmeere, denn „alles geht den Bach runter und vielleicht ins Meer“. Dieses Theaterexperiment, in dem jede Szene für sich steht, sollte das Publikum berühren und erregen. Der Auftrag wurde erfüllt, denn wir werden der unberechenbaren Umwelt nun hoffentlich mehr Aufmerksamkeit schenken. Ganz klar, wir müssen etwas tun und auf manches eben verzichten.

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