„Das Goldene Vlies“ – zieht Rache und Verderben nach sich

Das goldene Vlies

v.l.n.r.: Marcus Marotte (Aietes), Theo Helm (Phryxus), Kristina Kahlert (Medea), Lukas Bischof (Absyrthus)

Christoph Batscheider inszeniert im Schauspielhaus Salzburg Franz Grillparzers dramatisches Gedicht in drei Teilen als klassische altgriechische Tragödie. „Der Gastfreund“, „Die Argonauten“ und „Medea“ erzählen von Machtgier und Schuld und den Gegensätzen zwischen Griechen und Barbaren. Viel Applaus am 25. September 2018 nach einem großartigen, dreistündigen Theaterabend.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Eigentlich fand die Premiere schon am 20. September 2018 statt. Doch nach 50 Minuten musste Medea (Kristina Kahlert) ins UKH gebracht und die Vorstellung abgebrochen werden. Ob es nun der Fluch des goldenen Vlieses, die mächtigen schwarzen Blöcke auf der Bühne oder nur die Tücken eines langen Kleides waren, der Theaterabend war zu Ende und man konnte nur hoffen, dass nichts allzu Schlimmes passiert war. Fünf Tage nach diesem Unfall stand Kristina Kahlert mit schwarz umwickeltem Gipsverband wieder auf der Bühne und brillierte als unglaublich starke Medea, die das Opfer der Entscheidungen grausamer Männer wird und bis zuletzt um ihre Kinder kämpft.

Das goldene Vlies
v.l.n.r.: Simon Jaritz (Jason), Kristina Kahlert (Medea)

Hinterhältig ermordet Aietes, König der Kolcher, den Griechen Phryxus, der ihn um Schutz und Gastrecht gebeten hatte, und raubt ihm das kostbare Goldene Vlies, ein sagenumwobenes Widderfell. Seine Tochter Medea ahnt, dass der feige Raubmord schlimme Folgen haben wird und zieht sich in die Wälder zurück. Bald schon landen kriegerische Argonauten und fordern das Vlies zurück. „Rohe Naturkraft“ zieht Medea zu Jason, den Anführer der Griechen, hin. Sie verrät dem Feind das Versteck des Goldenen Vlieses und folgt ihrem Geliebten auf das Schiff. Jason wird bei seiner Rückkehr in der Heimat jedoch nicht als Held gefeiert.

___STEADY_PAYWALL___

Er und seine barbarische Gattin werden des Königsmordes bezichtigt und verbannt. Nach jahrelangen Irrfahrten landen Jason und Medea mit ihren zwei Söhnen auf Korinth und ersuchen König Kreon um Gastfreundschaft. Sie werden zwar nach einigem Zögern aufgenommen, doch als die alte Liebe zwischen Jason und der Königstocher Kreusa neu entflammt, soll Medea ohne ihre Kinder die Insel verlassen.

Das goldene Vlies
v.l.n.r.: Kristina Kahlert (Medea), Marcus Marotte (Aietes)

Medea hat es nicht leicht mit ihrem verschlagenen, geld- und machthungrigen Vater (großartig Marcus Marotte), der sie mit Befehlen nach dem Motto „Ich wills, du sollst“ traktiert. Kein Wunder, dass sie vom übermütigen und frechen Jason (Simon Jaritz) fasziniert ist. Wie schnell Liebe jedoch in Hass umschlagen kann, wird in Korinth deutlich, wenn Jason das „giftmischende Barbarenweib“ gegen seine Jugendliebe Kreusa (Larissa Enzi) austauschen will.

Das goldene Vlies
v.l.n.r.: Larissa Enzi (Peritta), Simon Jaritz (Jason), Kristina Kahlert (Medea)

Medeas Amme (Ute Hamm) hat mit ihrer Prophezeiung wohl Recht behalten: „Wie du die Deinen, so verrät er dich.“ Theo Helm muss als Phryxus seinen Hochmut mit dem Leben bezahlen, doch mit seinem letzten Atemzug verflucht er Aietes.

Das goldene Vlies
v.l.n.r.: Larissa Enzi (Kreusa), Simon Jaritz (Jason), Kristina Kahlert (Medea), Harald Fröhlich (Kreon)

Leichter Nebel liegt auf der unwirtlichen Landschaft, die Isabel Graf mit riesigen schwarzen Blöcken auf die Bühne gezaubert hat. Grillparzers ungeheure Sprachgewalt vermag an diesem Abend die Antike in all ihren Facetten verständlich zu machen. Auch aktuelle Bezüge sind nicht zu übersehen, denn am Misstrauen allem Fremden gegenüber hat sich bis heute nichts geändert.

Das goldene Vlies
v.l.n.r.: Simon Jaritz (Jason), Harald Fröhlich (Kreon)

„Das Goldene Vlies“ von Franz Grillparzer. Regie: Christoph Batscheider. Ausstattung: Isabel Graf. Musik: Georg Brenner. Mit: Marcus Marotte, Kristina Kahlert, Lukas Bischof, Ute Hamm, Larissa Enzi, Theo Helm, Simon Jaritz, Harald Fröhlich. Fotos: Jan Friese/ SHS

Diesen Artikel empfehlen. Teilen mit:

Dorfladen

Kommentar hinterlassen zu "„Das Goldene Vlies“ – zieht Rache und Verderben nach sich"

Hinterlasse einen Kommentar